Ich gebe zu, für einen kurzen Moment der Schwäche einmal Fan von Jens Spahn gewesen zu sein. Damals, als er noch als Hinterbänkler quasi im Gesundheitsausschuss den bornierten Vertretern von Ärzteschaft und Krankenkassen Paroli gegeben hat, als es um das Notfallsanitätergesetz ging. Inzwischen jedoch gehört er selbst zur Kaste der Bornierten. Unhaltbar!
Ich wiederhole meine Aufforderung von gestern: Herr Spahn, verzichten Sie auf alles! Geben sie ihren Lebensstandard auf, verramschen Sie alles, was Sie an Rücklagen und Wertanlagen haben und beantragen Sie Hartz IV! Dann werden Sie sehen, wie gut man von dieser Grundsicherung leben kann. Wie ihr Ansehen in der Gesellschaft plötzlich nur noch ist. Wie groß Ihre Chancen stehen, jemals wieder einen Fuß auf den Boden zu bekommen, geschweige denn, ihren alten Lebensstandard je wiederzuerlangen!
Ich stand vor ziemlich genau 10 Jahren vor dieser Entscheidung alles verramschen zu müssen, um ein bisschen Almosen zu bekommen – und habe mich dagegen entschieden! Ich habe bewußt knapp drei Monate gänzlich ohne Einkommen in Kauf genommen, um eben bestimmte Dinge, wie private Gesundheits- und Altersvorsorge (ein Witz übrigens, dass man in einem Land wie Deutschland so etwas überhaupt benötigt!) nicht aufgeben zu müssen. DAMIT ich für den Arbeitsmarkt attraktiv und flexibel bleiben kann! Ich habe mich damals mit großer Sicherheit auch nur genau deshalb wieder aus der sicher zum Teil selbstverursachten Misere gezogen, eben WEIL ich die Möglichkeit hatte, schnell zu reagieren und von Heute auf Morgen einen Job anzunehmen, der 60 Kilometer Arbeitsweg (one way natürlich!) bedeutete! Dennoch haben meine Frau und ich noch lange an den Folgen dieser Zeit getragen. Ohne dieses kalkulierte Risiko jedoch würden wir heute mit ziemlicher Sicherheit nicht dort sein, wo wir sind. Der Abstieg in die Armut wäre nahezu garantiert gewesen. Und jetzt sagen SIE mir nochmal, dass Grundsicherung nach Hartz IV ein hervorragendes Instrument gegen Armut ist, und dass damit jeder das hat, was er zum Leben braucht!
Nochmal: Ich lade Sie ein! Kommen Sie aus Ihrer Wohlstandsblase heraus, gehen Sie zum Amt, entschuldigen Sie, Bundesagentur für Arbeit (welch ein Euphemismus!) und beantragen Sie ihr hervorragendes Instrument! Viel Spaß!