„Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus deiner Tür hinauszugehen. Du betrittst die Strasse, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.“ (Bilbo Beutlin)
Ich habe ja versprochen, etwas ausführlicher von unserem neuen Weg zu erzählen. Wer sich an unsere Finnlandreise letzten Sommer erinnert, weiß vielleicht noch, wie frustriert wir damals in Helsinki ankamen. Fett und träge in einer Stadt voller augenfälliger Jugendlichkeit und Sportlichkeit. Schon lange zuvor waren wir unzufrieden mit uns. Nein, nicht mit unserem Leben an sich, aber mit der Art und Weise, wie wir es lebten. Oder wie wir es an uns vorbeiziehen ließen und dabei immer weiter Junkfood und Bier auf unserer Couch konsumierten. Und dabei immer fetter wurden. Als wir vor fünf Jahren nach Schleswig-Holstein kamen, waren wir zwar auch nicht der Inbegriff von Fitness und Idealmaßen, aber dennoch in einer gänzlich anderen Verfassung als vergangenen Sommer. In kürzester Zeit hat uns unsere Trägheit zehn bis fünfzehn Kilo auf der Waage beschert. Und was haben wir nicht alles versucht, um dem Einhalt zu gebieten! Fitnessstudio – hat nicht geklappt. Nach wenigen Wochen waren wir nur noch zahlendes Mitglied. Vegetarismus – hat nicht geklappt. War kein Fehler in dem Sinn, hat aber nicht den Durchbruch gebracht. Ich könnte hier noch einige Fehlversuche aufzählen. Ende letzten Jahres zeigte Lars uns, was Rasmus für ein Wahnsinssprogramm durchzieht: Freeletics. Wir haben uns ein paar Videos von der App und auf YouTube reingezogen und waren irgendwas zwischen fasziniert und entsetzt. Entsetzt über die Übungen, die ja wohl niemand bei geistiger und körperlicher Gesundheit durchführen kann und fasziniert über die angeblichen Erfolge, die die so genannten Free Athleten so haben wollten. Und wieder ad acta. Das ist ja wohl nichts für uns!
Anfang diesen Jahres war der Frust über unsere Körperlichkeit dann richtig groß! Am 15. Februar begann dann endlich unsere Reise bei 105, respektive fast 81 Kilo und 112, bzw. 102 cm Bauchumfang. Wir erinnern uns an diese Bilder:
Zuerst waren da diese 30-Tages-Challenges, welche aufeinander aufbauten. Allein das stellte uns zuerst vor (hauptsächlich mentale) Probleme. Da waren Steigerungen drin, die uns vollkommen unmöglich vorkamen. Wie nur? Wie soll man das schaffen, wenn man so unbeweglich und fett ist? Die Antwort war eigentlich ganz einfach: Einfach machen! Kopf frei machen und machen. Und so lief es dann auch wie am Schnürchen. So gut, dass wir bald schon leicht gelangweilt und unterfordert waren. Ich erinnerte mich, da war doch noch etwas. Etwas, was deutlich mehr fordern soll. Die App war schnell geladen, die Anleitungsvideos dazu auch. Es standen in der Free Version ca. zehn Übungen in drei Schwierungkeitsstufen und fünf komplette Workouts zur Auswahl. Die App haut direkt nach der Anmeldung einen raus: Athlet! Wow, so hat mich noch niemand angesprochen! Ich? Athlet? 😯 Never ever! Ich will doch bloß ein paar Kilo verlieren und mich wieder besser bewegen können. Das waren auch Nicoles Gedanken dazu. Eher mal Skepsis. Und wir sollten gleich mal eben mit dem ersten Workout beginnen: Metis. Die Workouts sind sämtlich nach griechischen Göttern(1) benannt. Metis besteht aus drei Sätzen je dreier unterschiedlicher Übungen mit verschiedener Wiederholungszahl. Die Hauptkomponente: Burpees! Ein Burpee ist eine Art Liegestützsprung. Runter in die Hocke, mit den Armen aufstützen, Beine möglichst explosionsartig nach hinten, ablegen, wieder aufstützen, mit beiden Beinen gleichzeitig nach vorne und zum Abschluß ein sauberer Strecksprung. Und wieder von vorn, das Ganze. Metis fordert davon insgesamt 45 Stück. Klingt ja erstmal nicht so viel. Ich schaffe den ersten Satz und war dann erstmal fertig mit der Sache! Die App meckert: Aufgeben ist keine Option! Oh doch, das war eine Option! Die nächsten drei Wochen machen wir erstmal mit der 30-Tage-Challenge weiter und schieben einzelne Übungen mit ein, bevor wir uns nochmal mit Metis anlegen. Allerdings “nur” in der leichten Variante. Ich brauche 7:32 Minuten dafür und bin danach fertig wie ein Lachsbrötchen! Meine Lunge brennt, pfeift auf dem letzten Loch und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis ich wieder runterkomme. Aber ich habe es durchgezogen! Endorphine fluten meinen Kreislauf, mein Gehirn. “Geiler Scheiß, das ist zwar fucking anstrengend, aber das macht ja sogar Spaß!” Trotzdem dauert es nocheinmal drei Wochen, bevor wir uns an die Standardvariante herantrauen, die ich dann mit 12:02 Minten schaffe. Das Resultat war dann ähnlich, wie beim ersten Mal in leicht, aber wir waren endültig angefixt. Nach dem Ende der zweiten 30-Tage-Challenge haben wir uns dann jeweils die Vollversion mit Coach geleistet, und das gleich für ein ganzes Jahr. Erstens spart das am Meisten, und zweitens wollten wir ja inzwischen wirklich unseren Leubensstil ändern, und nicht wieder in die Jojo-Falle tappen. Und in der Tat konnten wir die ersten zarten Ergebnisse feststellen. Dazu gehört natürlich auch eine fast komplette Ernährungsumstellung. Niemand kann allen Ernstes behaupten, dass man sich von dem Fraß, den man sich so Gedankenlos reinschaufelt, wirklich gesund ernähren kann. Das Motto ab sofort: Eat clan! Reduziere Kohlenhydrate, iß mehr frisches Gemüse. Koche frisch und mit hochwertigen Zutaten. Wenn Fleisch, dann frisches aus guter Haltung. Eigentlich sind das ganz einfache Dinge, über die man sich halt nur mal ein bisschen Gedanken machen muss. Die Küche und die Vorratshaltung musste ein wenig umstrukturiert werden. Weizenprodukte wurden nach und nach komplett aus unserer Ernährung verbannt. Das Resultat, ich erwähnte es ja bereits: Wir wurden belächelt, angezweifelt, ja sogar angefeindet. Nur “blöd” halt, dass das Resultat auf der anderen Hand unser Erfolg ist! Hm, ich frage mich, ob das jetzt irgendwie arrogant klingt. Ist aber einfach mal so. 😛
Cut. Dieser Beitrag dümpelte jetzt seit Mitte September herum. Inspiriert und geflasht von unserer ersten Hellweek wollte ich unsere bisherige Reise skizzieren. Irgendwann beim Schreiben, Statistik führen und Diagramm erstellen ging mir die Frage durch den Kopf, für wen ich das hier eigentlich mache. Eben: in erster Linie für uns selbst. Feedback gab es ja kaum, und wenn, dann meist nur über die auf FB verlinkten Beiträge. Und so verschwand der Beitrag erstmal im Nirvana. Bis wir gestern Abend bei Gløgg am Feuer im Gesindehaus darüber sprachen. Matthias und Silvia ermutigten mich, ihn doch noch zu veröffentlichen. Ich werde es tun, ihn allerdings auch nicht mehr ändern oder weiterschreiben. Die Gedanken von damals sind eh futsch…
Jetzt meine Frage: Soll ich überhaupt weiter über unsere Transformation bloggen?
2 Cent für eure Gedanken! Und 5 Cent für eure Fragen, gerne auch zum Thema… 😉
(1) Mit einer Ausnahme: Eine Göttin kommt quasi doppelt vor: Aphrodite und ihr römisches Pendant, Venus
Erzählt mehr davon und seid anderen ein Vorbild.
Auch wenn das Programm “noch” nicht für mich ist hab ich RIESEN Respekt vor eurer Leistung.
Allein mal so eben ein Paar Klimmzüge und so machen… Ist schon toll!!
Macht weiter so!!
Ah ja, mal eben so ein paar Klimmzüge…
Davon sind wir auch noch ein paar Wochen/Monate entfernt. Ehrlicherhalber schaffe ich aktuell exakt einen Klimmzug mit Kipping, also einer Art Schwung. Oder mithilfe eines Gummibands zur Entlastung. Ich hoffe, das bis April nächsten Jahres deutlich geändert zu haben.
Aber danke! 🙂