Eigentlich… Eigentlich wollte ich heute ein follow up zu “Corinna, oder was..?” schreiben. Quasi DEM Thema, was uns ja auch schon nur noch dezent zum Hals heraus hängt. Ich wollte gar nicht so sehr Bezug zu meinen Aussagen und Meinungen von damals nehmen, obwohl ich glaube, dass ich damit gar nicht so weit falsch lag, wenn man sich z.b. anschaut, dass wir an der Schwelle zur Endemie stehen. Das Szenario, was ich damals schon als das Wahrscheinlichere angenommen habe. Was also hat mich heute morgen bewegt? Ganz einfach.
Das hier:
Obwohl mir das dort gesagte im Grunde schon absolut klar war, wurde ich von diesem Artikel arg getriggert. So sehr, das ich beinahe einen Wutbeitrag (neudeutsch: Rant) darüber verfasst hätte. In dem ich all meinen Frust über Schwurbler, Covidioten, Impfgegner und sonstige Unbelehrbare ausgekotzt hätte. In welchem ich öffentlich fatale, sehr darwinistische Äußerungen über die Zuteilung von Intensivkapazitäten und Respiratorplätzen an dieses Klientel getan hätte. In dem ich über Nassauer und Schmarotzer hergezogen hätte, die ihre Unbelehrbarkeit mutmaßlich auf Kosten der Allgemeinheit auszuleben versuchen. Diese Menschen, die gerade versuchen, von der wahrscheinlich aktuell nur schwachen und unzureichenden Herdenimmunität zu profitieren, weil ihnen “Langzeitdaten zur Sicherheit der Impfstoffe” fehlen. Wisst ihr was? Langzeitdaten am Arsch! Ups…
Auf jeden Fall hätte ich mich wahrscheinlich noch über meine Hoffnung auf die heilsame Wirkung der Evolution ausgelassen, weil sich diesen Winter vermutlich so gut wie jede/r Ungeimpfte infizieren wird. Und ja, wahrscheinlich auch jede Menge Geimpfte. Aber bei denen wird es in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht so schlimm werden. Hoffen wir zumindest mal alle.
Was habe ich stattdessen gemacht? Ich habe mir die Sense geschnappt, und die immer noch hochstehende Wiese gemäht. Das hat meine Wut deutlich heruntergekühlt. Also schreibe ich jetzt keinen Rant über Nassauer, Schmarotzer, Covidioten und Impfverweigerer. Das wäre nämlich total unklug!
Stattdessen lehne ich mich zurück, versuche mich auch diesen Winter wieder so gut wie möglich um meine Schutzbefohlenen zu kümmern. Ihnen ein Krankenhausbett zu verschaffen, wenn sie es benötigen (oder wollen), und wenn ich dafür mit Ihnen bis nach Niedersachsen, Dänemark oder Mecklenburg-Vorpommern fahren muss. Denn Krankenhausbetten, auch Intensivbetten, sind seit Wochen schon wieder absolut Mangelware. Nicht wegen Covid. Oder zumindest noch nicht. Sondern weil jetzt wieder der “ganz normale” Betrieb herrscht. In einer Gesundheitssystem-Landschaft, die von jahrelangem kaputtsparen (oder nennt sich das bei BWLern anders? Ich glaube “profitabel machen” ist da der Fachterminus) ausgeblutet ist. Jetzt noch die nächste Covidwelle on top – und sie rollt ja längst, auch wenn sich das (Impfung sei dank!) bislang noch nicht merklich in Hospitalisierungen niederschlägt – und das System wird dann wohl endlich auch in Deutschland, auch hier im schönsten Bundesland der Welt, welches ja bislang eher glimpflich davongekommen ist, kollabieren.
Ach wie gut, dass das alles nur beinahe geschrieben hätte. Dass ich stattdessen unsere schöne hochstehende Wiese gemäht habe. Mit der Sense…