Corinna, oder was..?

Corinna, so hieß mal eine Freundin von mir. Wahrscheinlich heißt sie immer noch so, aber wir haben seit gut 20 Jahren keinen Kontakt mehr. Leider, denn eigentlich war sie eine echt coole Freundin. Corinna habe ich in der Spielhölle kennen gelernt, in der ich damals regelmäßig 9-Ball Pool gespielt habe. Sie war dort Tresenkraft, und ihr einigermaßen machomäßiger Freund der lokale Billardcrack, von dem ich zumindest in dieser Hinsicht viel gelernt habe. Irgendwann hat Corinna den Job dort an den Nagel gehängt, ihren Arschlochmacker geheiratet und ist ins horizontale Gewerbe eingestiegen. Nach einiger Zeit hat sie dann ihren eigenen Puff in meiner Heimatstadt aufgemacht, und so hatte ich einen neuen Anlaufpunkt für die einsamen Donnerstagabende, die ich damals regelmäßig hatte. Offiziell zum Kaffee trinken. Inoffiziell habe ich in von Zeit zu Zeit einem Großteil der Damen zusätzliche Löcher in ihre Körper gemacht und mit hübschem Metall verziert. Nicht selten wurde ich abseits des Materialwertes mit “Naturalwert” entlohnt, manchmal auch ganz ohne vorheriges Löcher machen…

Moment, was erzähle ich hier eigentlich gerade? Eigentlich wollte ich ja über dieses merkwürdige neue Virus erzählen, und nicht über meine “jugendlichen” Abenteuer und Fickereien. Aber jetzt habe ich wenigstens eure maximale Aufmerksamkeit, denn das eigentliche Thema ist ja eh schon in aller Munde, in allen Medien und hängt allen zum Halse heraus. Dieses Thema heißt nicht Corinna, sondern Corona. Genauer gesagt, SARS-CoV-2. Coronaviren sind, darauf komme ich später nochmal zurück, genetisch hochvariable kleine Mistviecher, die Artenübergreifend aktiv die verschiedensten Krankheiten auslösen können. Im simpelsten Fall milde Erkältungen, im bis vor kurzem schlimmsten Falle eben schwerwiegende Erkrankungen, wie SARS und MERS. Und die neue Variante jetzt COVID-19. Zwar könnte man angesichts leerer Regale in den Supermärkten annehmen, dabei handele es sich um eine Durchfallerkrankung, aber auch COVID-19 ist in erster Linie eine Atemwegserkrankung. Wie immer hat der Mensch jetzt Angst vor dem, was ihm neu und bedrohlich erscheint. Ist diese mehr oder weniger unterschwellige Panik, die wir gerade erleben, überhaupt gerechtfertigt? Ich meine, in den allermeisten Fällen nein! Aber warum passiert gerade eigentlich das, was da abgeht? Warum drehen gefühlt nicht nur die Menschen in den Supermärkten durch, sondern auch unsere Politiker? Ist SARS-CoV-2 wirklich so gefährlich, wie man das Gefühl bekommt? Ja – und nein. Ja, denn es handelt sich eben um eine bis jetzt nicht bekannte Variante aus der Familie der Coronaviren. Das heißt, es gibt bis jetzt keine Immunität dagegen. Jeder, wirklich jeder kann sich theoretisch mit diesem Virus anstecken. Das bedeutet nicht, dass jeder, der sich angesteckt hat, auch zwangsläufig erkrankt. Nein, denn in etwa 80% der entdeckten Fälle erkrankt ein Mensch überhaupt nur leicht. Ihr wisst schon, Erkältung und so. Die Symptome sind bisweilen so unspezifisch und von einer gewöhnlichen Erkältung (wir erinnern uns – Erkältungen werden unter anderem auch von anderen “normalen” Coronaviridae ausgelöst) so schwer zu unterscheiden, dass man die mild an COVID-19 Erkrankten vielleicht vielfach übersieht. Die Dunkelziffer von mit SARS-CoV-2 Infizierten könnte  und wird wahrscheinlich enorm hoch sein; hierzu gibt es unterschiedliche Schätzungen, aber noch keinerlei handfeste Zahlen. Das Blöde an dieser neuen Variante sind aber zwei Dinge: Erstens ist die oder der Infizierte wohl schon Tage bevor überhaupt die ersten Symptome auftreten, ansteckend. Und zweitens: Dummerweise erkrankt ein Teil (ca 5%) der symptomatisch Erkrankten so schwer, dass eine intensivmedizinische Behandlung notwendig wird. Klingt ja erstmal nach nicht viel, aber man rechne doch einfach mal: Gehen wir doch mal davon aus, dass sich “nur” 60% der Bevölkerung anstecken werden. Das wären auf Deutschland bezogen etwas weniger als fünfzig Millionen Menschen. Gehen wir weiter davon aus, dass die Hälfte davon unsymptomatisch oder nur unwesentlich erkrankt. Bleiben 25 Millionen, die signifikant erkranken und als COVID-19 identifiziert werden. 80% von denen haben nur leichte Symptome und werden wohl problemlos wieder gesund, wie bei jeder Erkältung. 3,5 Millionen, das sind 14%, erkranken so schwer, dass sie behandlungsbedürftig werden. 1,5 Millionen werden so schwer krank, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Eins-Komma-Fünf Millionen! Und selbst, wenn diese Zahl zu hoch gegriffen sein sollte, werden es etliche hunderttausend intensivpflichtige, oft beatmungspflichtige Patienten sein. Und das nur in Deutschland! Spätestens jetzt sollte klar sein, warum wir unbedingt die Pandemiewelle abflachen, die Ausbreitung von COVID-19 verlangsamen müssen, denn es gibt nichteinmal annähernd soviel Intensivkapazitäten, wie bei einer exponentiellen Ausbreitung der Krankheit notwendig wären. Wie das dann in der Realität aussieht, können wir aktuell in Italien beobachten. Dem Land, welches es in Europa bedauerlicherweise als erstes erwischt hat, und wo man nicht mal ansatzweise darauf vorbereitet war, was passieren könnte.

Und was ist mit der Sterblichkeit? Nun, ich denke, auch hier bewegen wir uns noch auf unbekanntem Terrain. Um eine verlässliche Fall-Verstorbenen-Zahl (CFR/Case-Fatality-Ratio) nennen zu können, gibt es COVID-19 noch nicht lange genug. Gehen wir von irgendwas zwischen zwei und fünf Prozent aus. Zum Vergleich: Die “normale” Saisonale Grippe (Influenza, nicht Erkältung!) rangiert irgendwo bei einer CFR von 0,1%! Wer stirbt denn jetzt eigentlich an COVID-19? Um es kurz zu machen: Ältere Menschen mit (respiratorischen) Vorerkrankungen, Raucher und andere Vorerkrankte.

Und was kommt nach der Pandemie? Und vor allem, wie lange dauert sie wohl an? Nun, aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass diese erste Ausbreitungswelle bis zu zwei Jahre brauchen wird, bis sie einmal um den Globus gegangen ist. Andere Modelle gehen davon aus, dass es bis zu drei Wellen geben wird, jede davon etwas flacher , als die Vorherige. Danach gibt es zwei mögliche Szenarien: Die Herde “Mensch” hat dann genug Immunschutz erworben, dass SARS-CoV-2 mangels Wirten einfach ausstirbt. Meine Meinung: eher unwahrscheinlich! Denn wie eingangs erwähnt, sind Coronaviren höchst mutationsfreudig! Szenario zwei besagt, dass sich das Virus immer wieder mindestens geringfügig verändern wird. Es wird uns also immer wieder, ähnlich wie die saisonale Grippe “heimsuchen”. Nur werden die Auswirkungen nicht mehr so dramatisch sein, wenn wir ersteinmal alle durch die erste Welle durch sind. Es sei denn, das Virus verändert sich grundlegend. Dann … happy birthday – geht der Spaß von vorne los…

Mein Fazit: Ist es also alles nur Panikmache? Nein, ist es nicht! Müssen wir Panik haben? Nein, müssen wir nicht! Wir müssen jetzt nur mal einen kühlen Kopf bewahren, und unsere Damen und Herren Politiker (ja, genau, die Älteren, die “angry old men”. Die, denen der Arsch selbst gerade mächtig auf Grundeis geht, weil sie zur “Zielgruppe” von SARS-CoV-2 gehören… :twisted:) gehörig in den Arsch treten, dass sie die richtigen Entscheidungen in dieser Situation treffen! Dazu gehören keine (oder nicht nur) Milliardenhilfen für Großkonzerne, sondern echte Hilfen für die Bevölkerung, wie die generelle Stärkung und Herausnahme des Gesundheitssektors aus der profitorientierten Privatwirtschaft, sowie die zumindest vorübergehende Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle Bürger, die jetzt nicht wie ich das Glück haben, in einem krisensicheren “systemrelevanten Beruf” zu arbeiten! Eine passende Petition hierfür gibt es übrigens hier. Ich empfehle jedem, diese zu unterzeichnen!

Ach ja, und wascht euch verdammt nochmal die Hände!

Zugrundeliegende Quellen: Webseite des Robert-Koch- Instituts.

Ach ja, und wie immer gilt: Dieser Beitrag wurde in höchster Konzentration und Eile geschrieben und nur unwesentlich Korrektur gelesen. Wer hier irgendwelche Fehler findet, darf sie behalten, danke! Über Hinweise auf offensichtliche Irrtümer und Falschinformationen bin ich dankbar und freue mich über Verbesserungen unter Angabe der Quelle.

Edit: Gestern Abend war es spät. Ich habe mal einige Passagen etwas überarbeitet und klarer gemacht, ein paar entdeckte Fehler korrigiert und ein paar Infos und einen Link neu eingefügt.  Was es bedeutet, in einem systemrelevanten Beruf zu arbeiten, haben wir jetzt übrigens am eigenen Leib erfahren! Eigentlich haben wir gestern tagsüber auf Arbeit schon latent herumgekrächzt und Nicole hatte schon einen Brummschädel. Seit der Nacht hustet sie bei jeder kleinen Bewegung und auch ich huste deutlich öfter als gestern noch. Obwohl wir keinen wissentlichen Kontakt zu einem bestätigt erkrankten Menschen, oder auch nur einen ungeschützten Kontakt zu einem Verdachtsfall hatten, haben wir uns heute mal vorläufig aus dem Spiel nehmen lassen. Es ist zwar viel wahrscheinlicher, dass es nur eine blöde Erkältung zu einem noch blöderen Zeitpunkt ist, aber Dunkelziffer, ihr wisst schon. Im besten Fall sind wir in ein paar Tagen dann immun und gehören dann wirklich zum Zombie Outbreak Response Team… 😎

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